Nachtmarkt

Es gab vor 13 Jahren bei unserer Reise durch Vietnam diesen einen Moment ganz zu Beginn in Hanoi…

Wir hatten unsere eigenen Essstäbchen dabei und ca. 5 Liter Desinfektionsmittel im Gepäck. Die ersten Tage waren wir sehr vorsichtig mit allem, was wir aßen und tranken.
Wir saßen in der Sonne auf kleinen Plastikstühlen und tranken eine Cola, die wir uns an einer kleinen Bude vor dem Ho Chi Minh Mausoleum gekauft hatten. Vorsichtig wie wir waren, tranken wir die Cola aus der Dose, die wir vorher mit Sagrotan abgewischt hatten. Ohne Eis natürlich.
Der Kioskbesitzer hatte ein komisches Gerät, das sich später als Zuckerrohrpresse herausstellte. Wir beobachteten ihn neugierig. Die Schlange für diesen Zuckerrohrsaft war lang. Um uns herum wimmelte es von Menschen, die ihn tranken.

In einer ruhigen Minute kam der Zuckerrohrsaftpresser zu uns an den Tisch und stellte jedem von uns einen Becher vor die Nase und prostete uns zu. Es sei umsonst, wir mögen probieren, ein Geschenk. Wir zögerten. Probierten dann aber doch. Schmeckte gut. Wir beobachteten die Frau des Kioskbesitzers, wie sie fein säuberlich die Becher in vier aufeinander folgenden Eimern spülte. Wir hatten die Becher ungefähr zur Hälfte geleert, da kam ein streunender Hund vorbei. Er schnupperte erst am ersten, dreckigsten Eimer. Dann am zweiten, dann am dritten. Am letzten Eimer mit dem saubersten Spülwasser angekommen hielt er dann seine Schnauze in das Wasser und trank ausgiebig.

Keiner von uns wurde krank und von dem Moment an war der Bann gebrochen. Essen verbindet weltweit und bis auf eine Lebensmittelvergiftung in Rumänien (eine andere, lange Geschichte) und die überbackenen Austern von einem Markt in China haben wir das Essen, das wir auf unseren Reisen genossen haben, vom kleinsten Straßenstand bis zum feinsten Restaurant immer gut vertragen und so unglaublich viel über Land und Leute erfahren und gelernt.

Auf Langkawi bekommen wir Empfehlungen für verschiedene Nachtärkte. Der Montagsmarkt ist relativ klein, aber an jeder Ecke riecht es unglaublich gut. Trotzdem zögern wir. Wir sind die einzigen Langnasen. Wir laufen rum, gucken hier, gucken da, lächeln, trauen uns dann aber doch nicht so richtig.

An einem Stand zaubert jemand kleine Pfannkuchen, die verführerisch gut duften. Sie werden mit einer gelben Eiercreme bedeckt und dann zu Halbmonden zusammen gedrückt. Wir beobachten den Pfannkuchenbäcker mit großen Augen und ehe wir uns versehen, bekommen wir schon einen in die Hand gedrückt.

Er schmeckt himmlisch. Fluffig und aromatisch, die Creme samtweich und süß. Wir bekommen eine Plastiktüte in die Hand gedrückt und kaufen gleich ein halbes Dutzend.
Nachdem wir die Hemmschwelle einmal überwunden haben, futtern wir uns von Stand zu Stand. Am Ende haben wir nur noch Papier, Bananenblätter und Pappteller übrig, auf denen die Speisen serviert wurden oder eingewickelt waren.

Ich stopfe den ganzen Müll in die Plastiktüte, die ich ganz am Anfang für die kleinen Pfannkuchen bekommen hatte, und will sie gerade in einen großen rosa Mülleimer werfen, da sehe ich wie der Pfannkuchenbäcker mit einer Kelle auf den Mülleimer zugeht und dort die Eiercreme rausholt.

Stephan und ich gucken uns an und fangen an zu lachen. Der Pfannkuchenbäcker winkt uns fröhlich zu. Voll und satt, wie schön ist dat.

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