Individuelle Förderung 

Nach 6 Wochen in Mittelamerika beschließen wir, unser Spanisch aufzupolieren.

Granada gefällt uns gut und nach 4 Tagen im wundervollen Hotel con Corazon finden wir hier in der Stadt ein tolles Airbnb und eine Sprachschule, die Einzelunterricht und flexible Zeiten anbietet. Die meisten starten um 8 Uhr, um den Nachmittag frei zu haben. Wir wollen es ein bisschen gemütlicher angehen und melden uns für eine Woche an, 4 Stunden pro Tag von 10 bis 12 und von 13 bis 15 Uhr. Am Montag geht’s los. Stephan zieht sich extra ein Poloshirt an, um Eindruck zu schinden.

Meine Spanischlehrerin ist so alt wie ich, hat eine 25 Jahre alte Tochter und wohnt außerhalb im Norden von Granada. Sie kommt morgens mit dem Bus und geht nachmittags zu Fuß nach Hause. Sie hat ein eigenes Haus, aber keine Waschmaschine. Die Pandemie war eine harte Zeit für sie, aber so langsam kommen die Touristen zurück und es ist Land in Sicht.

Wir sitzen im Atrium eines alten Kolonialbaus. Im vorderen Bereich ist es ein Schokoladenmuseum, im hinteren Bereich ein Hotel und Spa, wobei das Hotel mangels Touristen zurzeit nicht geöffnet ist. Dazwischen ist das Atrium, in dem ringsum Lehrer*in-Schüler*in-Paare sitzen.

Zu Beginn der Woche planen wir gemeinsam, was ich lernen möchte und für welche Situationen ich das brauche. Sie erklärt mir, dass ihr Fokus auf mündlicher Interaktion liegt, sie die Schriftsprache in die Hausaufgaben verlegt und warum „pattern drills“ bei der Einübung der Konjugation eine große Rolle spielen. Sie checkt meine Vorkenntnisse und fragt nach, welche Basics ich noch einmal wiederholen möchte. Die Grammatik, die ich lernen möchte (vor allem Vergangenheitsformen), startet sie mit einer kurzen Einführung, ein paar Beispielen, die ich selber bilden muss, und einer persönlichen Geschichte, die sie mir erzählt, bei der sie die Formen betont und heraustreicht. Dann fragt sie, ob ich so eine Situation kenne und bittet mich, sie zu erzählen. Wir quatschen so über alles Mögliche, von was wir gestern gemacht haben über Erfahrungen mit Männern bis hin zu Lippenstiften.

Ich bin begeistert.

Stephan auch. Sein Lehrer hat sich für einen anderen Lernort entschieden, im hinteren Bereich am Hotelpool. In der Mittagspause tauschen wir uns über das aus, was wir gelernt haben. Es hört sich für mich nach einem ähnlichen Ansatz, aber anderen Themen an. Vielleicht nicht ganz so systematisch, dafür mit mehr Witzen.

Zu Hause setze ich mich an den Schreibtisch und Stephan legt sich in die Hängematte. Das geht 5 Tage so. Als ich Stephans Lehrer darauf anspreche, antwortet er mir, manche müssten eben mehr üben und andere weniger. Stephan sei ein Naturtalent. Stephan grinst und fragt ihn im feinsten Spanisch, ob sie zum Pool gehen sollen.

Am Ende haben wir beide viel Spaß gehabt und viel dabei gelernt. Jeder was er und jede was sie braucht.

Es wird viele Situationen geben, in denen wir unseren jeweiligen Wortschatz und Strukturen werden gebrauchen können.

Salvaje!

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