In einem Taxi nach Paris

Nach 5 Monaten stellen wir fest, wie selbstverständlich Fliegen für uns geworden ist. Wir haben die Onlineformulare und Boarding Passes als Screenshots auf den Handys, unsere Pässe aufgeklappt und die Impfnachweise griffbereit. Wir sind immer noch mehr als pünktlich am Flughafen, lesen brav die Empfehlungen des auswärtigen Amtes und packen unser Handgepäck flugkonform, aber so langsam setzt doch ein wenig Routine ein.

Das wird zum ersten Mal brenzlig, als wir in Manila zwar 3 Stunden vor dem Flug am Flughafen sind, dann aber 2,5 Stunden in der Schlange zum Check-in stehen und schließlich vom Bodenpersonal gesagt bekommen, dass wir eine bestimmte App heruntergeladen und aktiviert haben müssen, sonst ließe Malaysia uns nicht rein. Wir wussten nichts davon und haben die App später auch tatsächlich nicht gebraucht, aber die Dame am Schalter war knallhart. Keine App, kein Boardingpass.

Wir installieren, laden hoch, füllen aus, warten auf PIN Nummern und Emailbestätigungen und es wird klar… Das wird jetzt richtig knapp. Aber wie das so ist mit der Technik, so richtig an den Start kriegen wir das Ding nicht und 10 Minuten bevor die Maschine fliegen soll, gibt sie auf und klatscht uns unsere Boarding Pässe auf den Tresen. Wir rennen durch den Flughafen, die Security zieht uns vor und erkennt dann aber bei mir einen Kugelschreiber als Waffe. Ich raste fast aus. Der Securitymensch hat ein Einsehen. Wir rennen so schnell wir können quer durch den Flughafen zum Gate. Es hat etwas Absurdes als wir mit hängenden Zungen von der Stewardess mit einem „wie schön, Sie auf unserem Flug begrüßen zu dürfen“ in Empfang genommen werden. Zu gerne hätte ich euch hier ein Foto gezeigt, aber dazu war ich leider nicht mehr in der Lage.

Aber wie sähtt dä Kölsche… Et hätt noch immer jot jejange.

Seitdem sind wir noch ein bisschen früher an den Flughäfen, so auch in Georgetown Penang, eine Insel an der Westküste Malaysias. Der Flug nach Kota Baru an der Ostküste geht um 8.30 Uhr morgens, das Taxi braucht eine halbe Stunde. Wir haben ein Zimmer in einem superschicken Resort auf einer der Inseln im Osten gebucht, direkt am Strand.

Gegen 6.30 Uhr fahren wir in den Flughafen ein, da kramt Stephan ein wenig schneller als sonst in seiner Gürteltasche. Mmmm, sagt er, mmmmmm, und dann noch mal mmmmmm, Cerstin, ich glaube, ich finde meinen Pass nicht.

Ich bleibe ganz entspannt und denke an seine Mutter, die das von seinem Vater kennt. Jetzt bloß nicht hektisch werden, wird schon irgendwo sein und wieder auftauchen.

Wir steigen aus dem Taxi und Stephan durchsucht seinen Handgepäckrucksack. Keine Spur vom Pass. Dann nimmt er den Osprey komplett auseinander. Auch da ist er nicht. Wir durchsuchen zusammen alle meine Sachen. Nichts.

Pragmatisch wie wir sind, überlegen wir unsere weiteren Vorgehensweise. Stephan schreibt an den Hoteldirektor Bill (ein sehr kauziger, aber auch sehr netter Japaner), ich erkundige mich bei der Flughafenpolizei, ob er auch ohne Pass fliegen kann. Kann er nicht. Es ist mittlerweile 7.30 Uhr. Irgendwann schreibt Bill, dass er den Pass gefunden habe. Sicher aufbewahrt im – von uns leer geräumten und offen gelassenen – Safe. Er stand hochkant an der Seite. Kann passieren. Aber wie kommt das Ding jetzt zu uns.

Bill, der Gute, organisiert ein Expressmotorradtaxi. Wir verfolgen es in der App. Um 8.15 Uhr schließt das Gate. Aber der Verkehr ist mittlerweile zu stark, der Motorradkurier fährt um 8.20 Uhr vor. Zu spät. Man lässt uns nicht mehr rein.

Was nun?

Der nächste Flug geht erst am nächsten Nachmittag. Wir machen etwas, das man in dieser Form wahrscheinlich nur hier machen würde… Wir googeln, haben riesiges Glück und finden einen privaten Chauffeur, der uns sozusagen im Taxi 6 Stunden lang (mit Pause) nicht nach Paris, aber eben nach Besut fährt.

Sogar die von uns gebuchte Fähre kriegen wir noch und sind rechtzeitig zur Free Cocktail Hour in unserer BubuVilla.

Läuft bei uns.

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