Besondere Anlässe


Die größte Einschränkung bei dieser Reise liegt für mich ganz klar in der Anzahl der Schuhe, die ich für die verschiedenen Gelegenheiten dabei habe.

Es sind genau 6 Paar, womit ich die Zahl der Schuhe, die die meisten Backpacker mitnehmen, mal ganz klar verdopple, wenn nicht verdreifache.

Ich reise mit

  • einem Paar Wander-/ Trekking-Schuhen
  • einem Paar Flip-flops
  • einem Paar Sandalen
  • zwei Paar Ballerinas (sportliche von Nike und schicke von repetto)
  • und einem Paar Melissa Badeschuhen (die sind in Panama dazu gekommen, dafür hat der gute Jakob ein paar Turnschuhe von mir mit nach Hause genommen).

Ganz schön üppig, mag man jetzt denken, aber das ist natürlich weit gefehlt. Klar, für alle normalen Aktivitäten ist man damit gut gerüstet, aber was, wenn man es mal so richtig krachen lassen möchte? Mal richtig schick essen gehen oder in eine Cocktail Bar, einen besonderen Anlass feiern. Ich sage nur „Dresscode Easy Glam“, wie es vor Kurzem in der Infomail hieß, die ich bekam, als ich einen Tisch in einer Skybar reservieren wollte.

Easy glam geht in flachen Tretern nicht.

Okay, geht schon, aber nicht so gut. Oder sagen wir mal, zumindest nicht für mich. Zum Glück habe ich für diesen Fall bei meiner gedanklichen Reiseplanung vorgesorgt. Ich hatte mir überlegt, dass ich immer, wenn ich das Gefühl haben sollte, ein Paar scharfe Schuhe zu benötigen, diese kaufen, zu dem besonderen Anlass tragen und dann weiterverschenken oder spenden würde.

Das ist dann auch in sofern Win-win, als dass ich damit zugleich einen guten Grund für einen ausführlichen Shoppingtag habe, während Stephan die Straßen von San Francisco unsicher macht, die nach Quito auf unserem Programm stehen.

Hier in San Francisco habe ich – Wochen vorher – einen der begehrten Tische in einer der angesagtesten Cocktailbars ergattern können.

Das Wetter an der Westküste ist ungemütlich. Windig, kalt. Wir ziehen alles was wir haben in Schichten übereinander an. Mit Ballerinas und Sandalen kommt man hier eh nicht weit. Ich trage den ganzen Tag lang Trekkingschuhe mit 2 Paar dicken Socken. Darin mache ich mich auf den Weg durch die einschlägigen Kaufhäuser und Boutiquen der Stadt und finde im Sale ein Paar unglaublich schöne, aber natürlich unfassbar unpraktische Stiefeletten aus zartem rosa Satin mit 11 cm Absätzen, auf denen ich ganze 10 Meter weit laufen kann. Aber wer muss schon laufen, wenn sie besser sitzen, gut aussehen und Cocktails schlürfen kann?


Das Son & Garden ist eine Instabar wie sie im Buche steht. Jede Ecke, jedes Gericht (zum Beispiel die Trüffelpommes mit Parmesan) und natürlich auch jeder Cocktail ist instagramtauglich aufbereitet. Meine Stiefeletten und ich passen hier rein wie Arsch auf Eimer wie man im Ruhrgebiet sagt.

Die Mann meiner Wahl verdient auch im Nachhinein noch einen Orden dafür, dass er nicht sofort schreiend wieder rausgerannt ist, sondern im Gegenteil alles mit stoischer Gelassenheit und einem Lächeln auf den Lippen mitmachte. Die Bar war bis auf den letzten Platz voll, bis auf zwei Kellner war er der einzige Mann im Raum. Nachdem sein erster Cocktail in einer Art mit Rauch gefüllten Laterne auf einer sich drehenden, in Neonfarben blinkenden Scheibe serviert wurde, hatte er eigentlich schon den Kaffee auf. Was dem aufmerksamen Kellner auch nicht entging.

Zu meiner großen Dankbarkeit fragte er ihn leise flüsternd, ob er wohl Whiskey und Erdnüsse möge. Wenn ja, dann hätte er genau den richtigen Cocktail für ihn. Eine Spezialanfertigung. Nicht auf der Karte. Brandneu.

Der Mann strahlt.

Während ich eine blaue Wolke aus Zuckerwatte gespickt mit essbaren Schmetterlingen und Blütenblättern in meinem pastelfarbenen Cocktail auflöse, kommt Stephans Kreation fast ganz ohne ChiChi – allerdings mit einem Erdnussbutterpopcorndach – daher. Mal abgesehen davon, dass er wirklich gut ist, ist er auch etwas Besonderes, wie wir Wochen später über Instagram erfahren. Es handelt sich um eine Special Edition anlässlich des Filmstarts von Downton Abbey „A NEW ERA“, die in Kooperation mit der offiziellen Filmproduktion erschienen ist.

Am Ende des Abends verschenke ich meine wunderschönen Stiefel an eine Frau, die in der Straße um die Ecke der Bar eine Art Miniflohmarkt für einen guten Zweck betreibt. Sie bedankt sich herzlich, während ich kurz vor Mitternacht ein wenig wehmütig in meine Trekkingschuhe steige.

Aber was soll’s. The Reise um die Welt must go on mit nur 23kg Gepäck. Immerhin bleibt der Prinz dafür an meiner Seite.

 

 

 

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